Freitag, 26. Oktober 2012

Vorstellungskraft





Ein leises Rascheln. Das ticken der Uhr. Ein vorbeifahrendes Auto erleuchtet die Wand und zaubert schwarze Schatten, sie scheinen nach uns zu greifen. 
Eine weitere unruhige Nacht beginnt.

Erinnern Sie sich? Erinnern Sie sich an die vielen Rätsel Ihrer Kindheit?

Für Kinder ist die Welt groß und fantastisch, sie werden von ihrer Fantasie beflügelt und erleben jeden Tag neue Abenteuer. Feen, Drachen, Zwerge, das alles ist real. Man kann es fühlen, all diese wundervollen Geschichten. Man muss nur die Hand ausstrecken und nach ihnen greifen. Man kann sie berühren, fühlen, ja fast schmecken.
Dies sind die Dinge aus den Märchen, welche allgegenwärtig sind. 

Dann gab es da etwas, von dem hat uns niemand erzählt. Das Rascheln.
Wir wissen, dass etwas da ist. Dieses Ding unter dem Bett. Es lauert. 
Vor dem zu Bett gehen wird noch schnell ein Blick unter das Bett geworfen. Nur Spielzeug. Doch sobald wir in unseren Betten liegen und das Licht gelöscht wird, sind wir in einer anderen Welt. Wir sind nicht mehr allein. Etwas ist unter unserem Bett, in unserem Kleiderschrank, in der dunklen Ecke in die wir nicht einsehen können. 

Man muss einem Kind nichts von dem Monster unter dem Bett erzählen, es ist ein natürlicher Instinkt. Wie die Angst vor der Dunkelheit , welche jedes Kind beeinflusst. Wir haben eine schier unendliche Vorstellungskraft solange wir Kinder sind. 

Dann werden wir älter. Die Märchen von früher haben wir Tausendmal gehört. Jetzt haben wir kein Interesse mehr an ihnen, sie sind einfach nicht mehr wichtig. Unsere Gedanken drehen sich um Rechnungen und Arbeit. Für Feen ist kein Platz mehr. Auch das Monster gehört der Vergangenheit an. 

Je älter wir werden, je mehr muss der Zauber der Welt der Realität weichen. Nichts ist so wie wir es uns vorgestellt haben. Kein Prinz reitet uns auf einem weißen Pferd entgegen. Wenn wir Hilfe benötigen müssen wir selbst dafür sorgen, dass wir sie bekommen. Und so rückt alles, was uns früher wichtig war, in eine Schublade in unserem Kopf. Je länger wir mit dem Öffnen warten, desto schwerer wird es. Wenn die Gedanken nur noch voller Zahlen und Sorgen sind, bleibt sie für immer Geschlossen.  

Nur manchmal, wenn wir Nachts allein in unserer Wohnung sind huschen sie an uns vorbei. 

Die Schatten, die wir in unseren Augenwinkeln sehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen